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Warum braucht der neue Brennwertkessel so viel Energie wie vorher?

21.11.2019 | Steht ein Heizungsersatz an, wird gerne zuerst über die eingesetzte Technik nachgedacht. Gerade Brennwertkessel sind dabei populär – und Ursprung vieler Missverständnisse. Deshalb lohnt es sich, etwas weiter zu denken.

Brennwertkessel erfreuen sich grosser Beliebtheit – zumindest beim Verkauf. Denn sobald die Geräte eine Weile im Gebrauch sind und die Kunden ihre Energiekosten bilanzieren, macht sich beim einen oder anderen Ernüchterung breit: Die grosse Einsparung bleibt aus, die Kunden sind mit ihrer neuen Heizungsanlage unzufrieden. Das verstehe ich, geht es doch um Geld. In KMU machen die Heizkosten einen nicht unerheblichen Posten im Budget aus.

In diesem Beitrag zeige ich, warum diese Enttäuschung manchmal vorprogrammiert ist und wie man sie vermeiden kann. Am Schluss werden Sie erfahren, warum die Lösung nicht in der Technik liegt, sondern beim Menschen.

Worum geht es überhaupt?

Brennwertkessel sind nichts wirklich Neues; doch da viele KMU ihre Heizung erst ganz am Ende der Lebensdauer ersetzen, kommen sie erst jetzt in Berührung mit der Brennwertkesseltechnik. Vereinfacht gesagt, nutzt sie die Kondensationswärme im Abgas einer Öl- oder Gasverbrennung und erreicht so einen sehr hohen Wirkungsgrad. Zum Heizwert, der bei der klassischen Verbrennung genutzt wird, kommt der Brennwert der thermischen Nutzung des Abgases – daher der Name. Da sich die angegebenen Wirkungsgrade auf den Heizwert beziehen, erreichen Brennwertkessel einen Wert über 100 Prozent – manche Hersteller preisen 110 Prozent an.

Worauf ist zu achten?

Doch hier fängt das Problem an. Sollen Brennwertkessel ihre Vorteile ausspielen, müssen einige technische Voraussetzungen erfüllt sein. Vor allem benötigt ein Brennwertkessel tiefe Rücklauftemperaturen. Denn mit ihnen steigt die Menge an Kondenswasser und auch die zusätzlich nutzbare Wärme – und damit der Wirkungsgrad . Sie ahnen es vielleicht: Grund für die enttäuschten Erwartungen der Brennwertkesselbesitzer sind zu hohe Rücklauftemperaturen. Dies kann viele Gründe haben:

  • Der Kessel ist falsch ins System eingebunden.
  • Er ist hydraulisch falsch ausgelegt.
  • Die Kesselsteuerung kann nicht modulieren.
  • Der Rücklauf wird durch «klassische» Massnahmen künstlich angehoben.
  • Das System ist allgemein schlecht abgestimmt, da blind «tolles» Material gekauft wurde.
Was läuft denn falsch?

Der letzte Punkt enthält bereits einen wichtigen Gedanken: Es gibt nicht die eine ideale Heizungsanlage. Es gibt nur die, die zur jeweiligen Anwendung passt. Und selbst dann ist die Energieerzeugung nur ein kleiner Teil in einem Gesamtsystem. Gerade bei Industrieunternehmen – aber nicht nur dort! – darf ein Heizungssystem nicht losgelöst vom eigentlichen Prozess betrachtet werden. Oft steht mit der Prozessabwärme «Gratisenergie» zur Verfügung, die thermisch genutzt werden kann. Dazu sollten natürlich auch die Möglichkeiten der erneuerbaren Energiequellen überprüft werden. Nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit; auch im Lichte der aktuellen Förderpolitik von Bund und Kantonen und der zukünftigen Preisentwicklung am Energiemarkt machen nicht-fossile Energiequellen für viele Unternehmen Sinn. Am Ende der Systemkette können für Spitzenlasten immer noch herkömmliche Brennwertkessel zum Einsatz kommen.

Doch was ist mit den Kosten?

Gerade KMU haben strikte Erwartungen an den Payback einer neuen und damit hoffentlich auch energieeffizienteren Heizungsanlage. Sprich: Lohnt sich nun ein Brennwertkessel oder nicht? Die Antwort: Es kommt darauf an. Es gibt einige Szenarien, in denen ein Brennwertkessel Sinn macht, sogar überraschenderweise, zum Beispiel in Altbauten, wo die Auslegungstemperaturen der Heizungsanlage nicht erreicht werden und so eine Teilkondensation erreicht wird. Im gleichen Fall kann aber auch eine Heizung mit Holzpellets Sinn machen, die nominal zwar eine schlechtere Effizienz aufweist, dafür aber einen sehr günstigen und dazu potenziell sehr umweltschonenden Energieträger einsetzt. Oder eine Wärmepumpe, mit einer sehr hohen Effizienz, der entsprechend höhere Energiepreise gegenüberstehen. Und, und, und…

Was also tun?

Technik ist nur ein Teil eines Heizungssystems. Viel wichtiger ist die sorgfältige Planung, und an deren Anfang steht eine Beratung. Bei einem akkreditierten PEIK-Berater erhalten Sie eine Standortbestimmung und können je nachdem direkt Sofortmassnahmen umsetzen. Gemeinsam mit dem Berater bestimmen Sie herstellerunabhängig, welche Investitionen in Ihre Heizungsanlage am meisten Potenzial bieten und wie sie realistisch umgesetzt werden können. Die Beratungskosten werden mit CHF 1500.– Förderbeitrag durch den Bund unterstützt – insgesamt werden bei Umsetzung aller Massnahmen die Beratungskosten innert Jahres- oder Zweijahresfrist amortisiert.

Wer sollte sich beraten lassen?

Grundsätzlich profitieren von einer PEIK-Beratung alle Unternehmen, die substanzielle Energiekosten haben – von CHF 20’000 bis 300’000 pro Jahr. Das sind nicht nur produzierende Unternehmen, auch Dienstleistungsbetriebe oder das Kleingewerbe kann betroffen sein. In meiner Zeit als PEIK-Berater habe ich vom lokalen Carrossier bis zum internationalen Unternehmen viele Kunden zu ihrem passenden Heizungssystem verholfen; dank Erfahrung, den bewährten PEIK-Tools und einem energietechnisch fortschrittlichen Umfeld. Natürlich ging es dabei auch um Technik – Sorgen über den Wirkungsgrad hat sich von allen am Schluss niemand gemacht.