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Überraschendes Energiesparpotential trotz achtsamen Umgangs

17.05.2021 | Die Corona-Zeit bringt diverse Herausforderungen für KMU Betriebe mit sich. Insbesondere wenn zusätzliche Ausgaben anstehen oder Umsatz wegbricht, gilt es Betriebskosten gering zu halten. Bei der zweiten Corona bedingten Schliessung ihres Cafés entschied sich Marianne Brechbühl-Baer deswegen für eine PEIK-Energieberatung. Ihr Ziel ist es, die Energiekosten zu senken und eine gute Basis für den Neustart zu schaffen.

Marianne Brechbühl-Baer betreibt als Pächterin und Geschäftsführerin das Café Plaza am Kirchplatz in Cham zusammen mit Ihrem Ehemann Andreas. Man spürt es: Marianne – so dürfen ihre Gäste sie nennen – ist im Café aufgewachsen.

Es ist ihre Heimat, ein Teil ihrer Lebensgeschichte und eine Herzensangelegenheit. «Meine Eltern führten den Betrieb als Bäckerei und Café»; erklärt Marianne Brechbühl-Baer.Der neue Besitzer des Gebäudes plante bereits bei der Übernahme das in die Jahre gekommene und nur schwierig sanierbare Haus abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen. Nur eine Vollblutgastgeberin wie Marianne, konnte den mutigen Schritt wagen, diese dem Abriss geweihte beschwerliche Gastronomiestruktur zu übernehmen und in ein gemütliches Café mit neuem Konzept zu verwandeln. Marianne erklärt: «Es sollte so sein wie damals». Das vierstöckige Wohn- und Geschäftshaus wurde bereits 1903 mit Café im Erdgeschoss erbaut und beherbergte von Beginn an eine Confiserie mit Backstube. Marianne erzählt, dass sie nach dem Abbruch des Gebäudes die Geschichte des Cafés unbedingt weiterführen will. Sie hat sich bereits vertraglich zusichern lassen, dass sie auch im Neubau ein Café betreiben wird. 

PEIK Energieberatung als Basis zur Energieeffizienz

Durch die zweite Covid bedingte Schliessung wurde die wirtschaftliche Lage für Marianne schwierig. Das war einer der Gründe, warum sie nach einer Lösung zur Reduktion der Betriebskosten suchte.

Sie wurde fündig und traf sich mit der akkreditierten PEIK Energieberaterin Andrea Beck. Die professionelle Energieberatung für KMU konnte sie sich leisten, weil EnergieSchweiz und die Energiestadt Cham die Beratung finanziell unterstützen. Aber dies gilt nicht nur für die Beratung, denn auch nach der Analyse kann sie von der erweiterten PEIK Umsetzungsbegleitung profitieren und sich Unterstützung bei der Massnahmenumsetzung holen. 

Das Motto war schnell klar: low budget, low investment, lower costs

Mariannes Ziel war gesetzt: Eine solide Grundlage schaffen, damit der Betrieb über die nächsten fünf Jahre bis zum Abriss finanziell getragen werden kann. Durch den geplanten Abbruch besteht eine Investitionsbremse, die Installationen im Gebäude sind nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Viele Herausforderungen aber keine wirkliche Hürde für die in Energie- und Verfahrenstechnik diplomierte Ingenieurin und akkreditierte PEIK-Energieberaterin Andrea Beck, welche im Café Plaza die Energieberatung vorgenommen hat. Im Gegenteil, das technische „Durcheinander“ ist für Sie eine wahrhafte Fundgrube an Verbesserungspotenzialen für Energieeffizienz. Im Fokus stand: „Energiesparen mit wenig Investition im Gastrobereich – low budget, low investment, lower costs“, sagt die Beraterin. Andrea Beck hat auf ihrer Reise in die technische Vergangenheit Massnahmen entdeckt, die sich innerhalb von 2–4 Jahren bezahlt machen und festgestellt: Energiesparen lohnt sich auch bei einem Abbruchobjekt! 

Einsparpotenziale durch 25 konkrete Massnahmen aufgezeigt

Von insgesamt 25 vorgeschlagenen Massnahmen gehören die Ausserbetriebnahme von nicht mehr benötigten und noch immer beheizten Rohrleitungen und Heizkörpern, sowie das Dämmen der Verbleibenden zu den wichtigsten. Rund 2‘000 Franken pro Jahr lassen sich damit sparen bei einer Amortisationszeit von rund 2 Jahren. Im Covid-Shutdown können die Betreiber zudem die Dämmung unter Anweisung der PEIK-Energieberaterin selbst in die Hand nehmen. Aufgrund der fehlenden Dokumentation gestaltet sich das Kappen der Steigleitungen zu den oberen stillgelegten Stockwerken schwieriger. Aber mit rund 1‘000 Franken Einsparung pro Jahr birgt sie ein hohes Potenzial.
Diese beiden Massnahmen und die Optimierung der Heizkurve unterstützen und schonen den bestehenden Gas-Wärmeerzeuger sowie die veralteten Pumpen. So erhöht sich die Chance, dass sie bis zum Abriss in Betrieb bleiben können.

Bereits vor der Beratung wurden wichtige Massnahmen umgesetzt. So sind beispielsweise beinahe alle Leuchten mit LED ausgestattet. Geräte, die nicht gebraucht werden, werden komplett ausgeschaltet, statt im Standby-Modus zu verweilen. Was die KMU Betreiber immer wieder überrascht: auch wenn bereits vieles getan wurde, findet sich weiteres Potenzial zum Stromsparen. Das stellt auch Marianne vom Café Plaza fest: «Wir gehen sehr achtsam mit Energie um und Nachhaltigkeit ist uns ein Anliegen, aber das versteckte Energiesparpotential hat uns dann doch überrascht.». Die Energiespezialistin Andrea Beck hat unter anderem auch die Kühleinheiten analysiert. Der noch betriebene «Walk in Refrigerator» ist für die jetzigen Bedürfnisse überdimensioniert und sollte durch moderne und effiziente Haushaltgefrierschränke ersetzt werden. Der modulare Aufbau kleinerer Kühleinheiten kann dem aktuellen Bedarf angepasst und die neuen Geräte können in den Neubau mitgenommen werden.

Mit diesen kurzfristig rentablen Massnahmen könnte der Betrieb, gemäss Andrea Beck, jährlich 4‘500 Franken sparen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass der Eigentümer partizipiert und die Massnahmen unterstützt. Die Betreiberin Marianne ist begeistert, die genannten Einsparungen verschaffen ihr etwas «Luft» während der schwierigen Zeit: «Jeder eingesparte Rappen ist willkommen, in einer Zeit in der wir keine Möglichkeit haben Umsätze zu generieren. Im Gastrobereich sind die Margen aber generell eher niedrig, daher machen sich niedrigere Betriebskosten direkt in der Bilanz bemerkbar.»

Monitoring der Massnahmenwirksamkeit

Um den Energiekostenposten und die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen zu beobachten, hat die PEIK-Energieberaterin eine Energiebuchhaltung aufgebaut, rückwirkend ab der Übernahme des Betriebs. Dies geschah mit dem von der Energiestadt Cham gesprochenen Förderbeitrag. Marianne Brechbühl-Baer und Ihr Ehemann Andreas nutzen den zweiten Covid-19-Shutdown, um das gemütliche Café zu renovieren und auch energetisch behaglicher zu gestalten. «Wir sind froh, dass wir bei vielen Energiesparmassnahmen auch selbst Hand anlegen können. So schaffen wir einen Mehrwert für unseren Betrieb. Das Ziel ist klar: Wir hoffen unsere Gäste bald wieder in der gewohnt hohen Qualität verwöhnen zu können.» Die wichtigsten Energieeffizienz-Massnahmen sollen möglichst zeitnah umgesetzt werden. Es herrscht also Aktivität im Café Plaza – auch während der Schliessung.

Andrea Beck, Sie sind in Energie- und Verfahrenstechnik diplomierte Ingenieurin und akkreditierte PEIK-Energieberaterin. Welche Situation haben Sie in Cham beim Café Plaza vorgefunden, als die Betreiberin eine Energieberatung angefragt hat?

Aufgrund der verbleibenden Betriebszeit des Gebäudes durch den geplanten Abriss sind Investitionen mit längeren Payback-Zeiten gehemmt. Zudem ist die Haustechnik veraltet, die beiden oberen Etagen des Gebäudes sind aus feuerpolizeilichen Gründen stillgelegt. Über viele Betriebsjahre wurden Installationen in oder ausser Betrieb genommen, der Überblick ging dabei verloren.

Es gibt also einige Herausforderungen im Café Plaza. Aber viel wichtiger ist, ich habe eine Vollblut Gastgeberin mit hoher Motivation angetroffen. Das gemütliche Café betreibt sie aus Leidenschaft und das spürt man. Ihre Bereitschaft zu einer Optimierung trotz dem geplanten Abriss ist nicht selbstverständlich aber eine sinnvolle Entscheidung. 

Lohnt sich denn eine Energieberatung wirklich, wenn schon klar ist, dass das Gebäude in etwa fünf Jahren abgerissen wird?

Die Frage ist berechtigt, aber die Antwort klar: Energiesparen lohnt sich auch in einem Abbruchobjekt. Der Betrieb weiterer fünf Jahre bedeutet auch fünf weitere Heizperioden, in denen fossile Energie„verschwendet“ wird. Dies zu Lasten der Umwelt im Herzen der Energiestadt Cham und zu Lasten der finanziellen Ressourcen eines Gastrobetriebs, der durch die Covid-Krise wirtschaftlich arg gebeutelt wird. Energie sparen lohnt sich für die Umwelt aber auch für das Portemonnaie und wir Energieberater*innen finden auch bei schwieriger Ausgangslage Potenzial. 

Im Café Plaza haben Sie eine lange Liste an möglichen Massnahmen identifiziert und Einsparpotenzial von bis zu CHF 4’500.- jährlich ausgewiesen, ohne grosse Investitionen. Lohnt sich denn eine PEIK Energieberatung in jedem Falle? 

Viele KMU sind der Meinung, dass Sie schon alles tun, um Energie zu sparen. Aber eine professionelle Analyse ermöglicht eine neutrale Standortbestimmung und aus den Erfahrungen unter uns PEIK-Energieberaterinnen wissen wir, dass die KMU, die wir beraten dürfen, fast immer überrascht sind über das vorliegende Potenzial. Die Kosten für die Beratung werden bis zur Hälfte von EnergieSchweiz übernommen und die Energieberatenden geben gerne Auskunft über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten. Ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch würde ich jedem KMU ans Herz legen.